Wenn mir jemand vor vier Jahren gesagt hätte, dass ich mein komplettes Bachelorstudium in den USA absolvieren würde, hätte ich nur ungläubig mit dem Kopf geschüttelt. Im August 2020 begann meine Reise in dieses so spezielle Land. Obwohl die Corona-Pandemie es lange spannend hielt, lief letztendlich alles nach Plan. Mein Weg führte mich nach Yankton, South Dakota. Dort ermöglicht mir die Mount Marty University bis heute durch die Kombination aus einem akademischen und sportlichen Stipendium, meinen Traum zu leben. Doch wie kam es eigentlich dazu?Im Jahr 2019 entschied ich mich, die eher unkonventionelle Option des Auslandsstudiums ins Visier zu nehmen. Es war mein Wunsch, Universitätsstudium und Fußball vereinen zu können. In Zusammenarbeit mit einer Agentur absolvierte ich den „SAT“ und den „TOEFL“, welche als Grundvoraussetzung für ein Studium in den USA gelten. Darüber hinaus reiste ich im Dezember 2019 nach München, um an einer zweitägigen Veranstaltung meiner Vermittlungsagentur teilzunehmen. Der Aufwand lohnte sich: im März 2020 akzeptierte die Mount Marty University das Stipendienpaket, mein Traum ging in Erfüllung.
Anfangs war ich überwältigt von der Bedeutung, die Sport an den amerikanischen Universitäten hat. Während der Fußballsaison, die von August bis Anfang November andauert, ist mein Alltag geprägt von täglichen Trainingseinheiten, sowohl auf dem Fußballfeld als auch im Kraftraum. Der einzige Tag, der zur freien Verfügung steht, ist in der Regel der Sonntag. Der, für europäische Verhältnisse, ungewöhnliche Rhythmus von zwei Pflichtspielen pro Woche, macht diese Phase des Jahres umso intensiver. Gut, dass für Verletzungen die teaminternen Physiotherapeuten nahezu durchgehend zur Verfügung stehen. Darüber hinaus wird jedes Saisonspiel aufgezeichnet und alle individuellen Statistiken festgehalten, was für ein nahezu professionelles Umfeld sorgt.
Neben dem Sport muss auch noch Zeit für das Studium übrigbleiben. Mein Ziel ist es, nach meinem vierten Jahr einen Doppelabschluss in Banking/ Finanzen und Accounting in der Tasche zu haben. Der Begriff Accounting bezieht sich im Allgemeinen auf die Bereiche Buchführung und Wirtschaftsprüfung.
Ein Bachelorstudium dauert in den USA in der Regel vier Jahre. Das liegt daran, dass während des Studiums außer den typischen BWL-Kursen auch grundlegende Bereiche wie z.B. Geschichte und Naturwissenschaften abgedeckt werden müssen. Zudem ist die Mount Marty University eine katholische Privatuniversität, wodurch jeder Student dazu verpflichtet ist, eine bestimmte Mindestanzahl an Theologiekursen zu absolvieren.
In meiner Freizeit versuche ich so viel wie möglich von den USA zu sehen. Darum war ich bereits in Tampa, Orlando, Minneapolis, Los Angeles, Las Vegas und in den Rocky Mountains in Colorado. Zuletzt im November hatte ich das Glück, ein American Football-Spiel der Minnesota Vikings gegen die New England Patriots vor Ort zu verfolgen.
Ein weiteres Highlight meines Aufenthalts war der Trip nach Kalifornien. Von Mai bis August war ich bei meiner Freundin Alessandra und ihrer Familie untergekommen. Während meines Aufenthalts lernte ich viele neue Leute und Speisen kennen. Da die Familie meiner Freundin ursprünglich aus Mexiko stammt, bekam ich zudem einen guten Einblick in die mexikanische Kultur und ihre Traditionen. Im Allgemeinen habe ich die mexikanische Kultur als gastfreundlich und lebensbejahend wahrgenommen. Mein Plan ist es, auch in Zukunft Städte und Orte inner- und außerhalb der USA zu besuchen.
Auch wenn die Einwohnerzahl von Yankton mit 14 000 Menschen überschaubar ist, habe ich dort bereits viel über andere Länder und Kulturen gelernt. Die Mount Marty University beheimatet Studenten aus vielen Ländern der Welt, etwa aus Frankreich, Italien, Südafrika, Argentinien und Brasilien. Die Dinge, die man im täglichen Austausch über das Leben in anderen Kulturen erfährt, sind unheimlich wertvoll. Durch die große Distanz in die Heimat ist es zudem auch der Zusammenhalt zwischen den internationalen Studenten, der diesen Ort so besonders macht. Meine Mannschaftskollegen sind eine Art Ersatzfamilie für mich geworden. Egal ob Trainer oder Spieler, es lässt sich immer jemand finden, der ein offenes Ohr für mich hat.
Ich bin meiner Familie dankbar, dass sie mir ermöglicht hat, meinen Traum zu erfüllen. Alle Eindrücke und Erfahrungen, die ich bisher gesammelt habe, sind gegen nichts in der Welt aufzuwiegen. Was die Zukunft für mich bereithält, weiß ich noch nicht. Was feststeht ist, dass ich meine Zeit in den Vereinigten Staaten niemals vergessen und meine Entscheidung für ein Auslandsstudium niemals bereuen werde.