Vor fast 20 Jahren – im Jahr 2003 - hat es mich nach Hawaii verschlagen. Sonne, Palmen, Strand und Meer. Inselleben und Urlaub für immer – naja, nicht so ganz! Sonne und Palmen stimmt zwar, aber jeden Tag Strand und Urlaub für immer? Leider nein. Was Urlaub für die Touristen ist, bedeutet Arbeit und Einkommen für die Inselbewohner. Kurz nach meiner Ankunft auf der Big Island, fand ich einen Job bei einem Veranstalter für Hubschrauberrundflüge. Touristen mit dem Shuttle vom Hotel abholen, in den Hubschrauber anschnallen und winken. Anfangs war das ja ganz toll, so viele Leute aus aller Welt, kennenzulernen, meine Englischkenntnisse zu verbessern, mit dem Shuttle herumzufahren und alle Plätze der Insel zu erkunden. Später arbeitete ich dann in einem Großhandelsunternehmen für hawaiianische Bekleidung, das einen deutschen Kunden hatte, der unter meine Verantwortung fiel.
Auf einer Insel zu leben hat schon was. Irgendwie ist alles so weit weg, man hat mehr Zeit zum Nachdenken und in sein Inneres zu schauen. Hawaii war damals entspannend und ruhig. Wenig Verkehr, eine Landstraße, die die Insel umrundet, kleinere Läden, niemand hat‘s unheimlich eilig, jeder macht sein Ding und vergisst den Stress vom Festland.
Richtige Konkurrenz gibt‘s fast gar nicht. Niemand will unbedingt Karriere machen. Warum auch? Die Hawaiianer lieben Familie, Zusammenhalt, viel Essen und überall wird man umarmt und fühlt sich willkommen. Unter Leute kommen und zusammen sein: das zählt. Die Zeit in Hawaii hat mir eine neue Perspektive fürs Leben gegeben.
Vor ein paar Jahren sind mein Mann und ich dann aus beruflichen und ökonomischen Gründen nach Kalifornien gezogen. Heute wohnen wir in einer kleinen Stadt – und ich muss sagen, manchmal erinnert es mich hier an Heidenheim. Die Stadt ist ungefähr ein bis zwei Stunden von Santa Barbara entfernt. Klein, gemütlich und es gibt nette Menschen, einen Mix aus Leuten, die hier aufgewachsen sind, und denen, die aus beruflichen Gründen hierhergezogen sind. Es gibt etwas Kultur, aber, wenn man mehr erleben möchte, fährt man halt mal etwas länger in eine der größeren Städte Kaliforniens. Wie in Heidenheim halt.
Ein Highlight an der Westküste ist die Vandenberg Space Force Base, ein Raketenstartplatz und Weltraumbahnhof. Wir sind jetzt seit einigen Jahren hier und es ist immer noch nicht zu langweilig zu sehen, wie eine Rakete ins All geschossen wird. Ein lauter Knall – und die Häuser, Fenster, Autos und der Boden wackeln wie bei einem massiven Erdbeben. Und am Himmel sieht man einen großen leuchtenden Schein, der allmählich immer kleiner wird und dann verschwindet. Faszinierend Das beeindruckt mich sehr – vor allem auch, dass dies technologisch möglich ist.
Mittlerweile arbeite ich als Abteilungsleiterin in der Verwaltung in einem Krankenhaus. Somit hatte ich auch das Corona-Virus und die damit verbundenen Auswirkungen näher kennengelernt. Momentan sieht jetzt vieles wieder besser aus und hoffentlich ist die Pandemie vorbei und kommt in diesem Ausmaß nicht wieder.
Leben woanders ist aufregend und faszinierend, aber doch vermisst man manches dann doch schon. Zum Beispiel finde ich es schade, dass es hier keine Fußgängerzone gibt, und auch vermisse ich einen richtig guten schwäbischen Kartoffelsalat.