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FAMILIE GERSTENLAUER AUS HEIDENHEIM LEBTE DREI JAHRE IN MONTREAL, KANADA

Unglaubliche Natur

FOTO: TRYFONOV - STOCK.ADOBE.COM

Von „Dass Ihr Euch das zutraut mit drei kleinen Kindern, das würde ich nie machen!“ bis zu „Super, dass Ihr diese Gelegenheit ergreift und Eure Träume lebt!“, war aus dem Freundes und Familienkreis alles an Kommentaren dabei, als sich uns Anfang 2019 durch ein Jobangebot meines Mannes die Gelegenheit bot, für drei Jahre nach Montreal, Kanada zu gehen. Für uns war klar, die ganze Familie geht mit! Zu dieser Zeit war Covid noch nicht bekannt und so starteten wir unser Abenteuer Anfang Juni 2019 mit vielen Plänen, sieben großen Koffern, fünf Trolleys, zwei Schulranzen, drei Sitzkissen und zwei Rucksäcken. Eine kleine logistische Meisterleistung. Die drei Wochen davor hatten wir noch ohne Möbel in unserem Haus verbracht, da der Container mit allen Sachen bereits auf dem Weg in die neue Heimat war. Für unsere Kinder, damals neun, sieben und vier Jahre alt, begann damit das große Abenteuer.Wir zogen nach Baie d´Urfé, einen Vorort von Montreal mit ca. 4000 Einwohnern, direkt am Lorenz-Strom gelegen. Von Anfang an hat uns die tolle Lage beeindruckt, da wir auf dem ca. zehn Kilometer langen Strom im Sommer tolle Kanutouren unternommen haben und im Winter Schlittschuh fahren, Langlaufen und sogar mit dem Auto darauf fahren konnten.   

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Nach unserer Ankunft und einem kurzen Besuch der Kinder in Ihrer zukünftigen Schule, der internationalen deutschen Alexander-von-Humboldt-Schule (AVH), starteten wir direkt in elf lange Wochen Sommerferien, da in Kanada die Ferien schon viel früher beginnen. Nicht einfach, wenn man noch niemanden kennt und die gesamte Stadt wie auch die Spielplätze wie ausgestorben waren. Also nutzten wir die Zeit und machten erst einmal das, was wir uns vorgenommen hatte: Reisen, um Land und Leute kennenzulernen. Montreal hat hier mit einigen Festivals wie z.B. dem International-Jazz-Festival oder dem Festival-Mural (einzigartige Bilder auf Mauern überall in der Stadt) und vielen Museen einiges zu bieten.

Unsere erste große Tour führte uns in den Algonquin-National-Park (einer von vielen wirklich beeindruckenden Nationalparks in Quebec), wo uns ein Elch am Straßenrand begrüßte und wir auch später mehrere Tage mit dem Kanu in der Wildnis verbrachten. Toronto und die beeindruckenden Niagarafälle standen natürlich ebenfalls auf unserem Reiseplan. Quebec City, die Hauptstadt der größtenteils französischsprachigen kanadischen Provinz Quebec war ebenso eine Reise wert wie Tadoussac, bekanntlich einer der besten Plätze, um Wale zu beobachten.
  

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Im Winter ging es nach Saint Sauveur zum Skifahren, ein Skigebiet das in nur einer Stunde mit dem Auto zu erreichen war. Allerdings stellten wir fest, dass die Kanadier eher auf „Hügeln“ Skifahren. Richtige hohe Berge, wie wir es aus den Alpen kennen, gab es nicht. Dafür ist die Skisaison hier fast sechs Monate lang. Einzigartig und mit einem atemberaubenden Blick, ist das Skigebiet „Le Massif de Charlevoix“. Es ist in nur vier Autostunden nördlich von Montreal zu erreichen und bietet lange Abfahrten, die direkt auf den St. Lorenz-Strom führen. Hier konnten wir uns auch einen langen Traum erfüllen und eine Husky-Schlittentour im tief verschneiten Wald erleben, ein unvergessliches Abenteuer.

Als dann im Frühjahr 2020 die erste Covid-Welle begann, änderte sich natürlich schlagartig alles. Wie überall auf der Welt, mussten auch wir mit strengen Regeln, Ausgangssperren und Einschränkungen leben. Wir waren allerdings froh, in dieser Zeit in Kanada gelebt zu haben. Während in Deutschland der Schulunterricht über viele Monate lang ausfiel, wurde in Kanada der Unterricht nach drei Monaten Homeschooling wieder aufgenommen. Und auch das Homeschooling wurde von unserer Schule super organisiert und es fand den ganzen Tag Online-Unterricht statt. Bereits ab der 1. Klasse wurde digitaler Unterricht altersgerecht durchgeführt. Hier wunderten wir uns immer über die Aussagen aus Deutschland, dass dies z.B. in der Grundschule nicht machbar wäre.

Die kanadische Regierung reagierte schnell und streng auf Covid, es wurden beispielsweise hohe Strafen verhängt, wenn man das Besuchsverbot nicht einhielt und die Polizei kontrollierte sogar stichprobenartig die Häuser, was in Deutschland undenkbar wäre. Aber die Bevölkerung machte mit und unterstützte sich gegenseitig, um diese schwierige Zeit zu überstehen.

Wir hatten uns trotz Covid gut eingelebt und viele Freunde gefunden, wobei uns das internationale Umfeld der deutschen Schule sehr geholfen hat. Wir genossen die tollen Winter mit Bergen von Schnee und der Eisbahn direkt auf dem Spielplatz vor unserem Haus. Auch wenn es manchmal bei -30 C bitter kalt war, begeisterten uns wunderschöne Winterlandschaften bei strahlendem Sonnenschein und glitzerndem Schnee. Und wenn morgens der große Traktor kam, um unsere Einfahrt von Schnee zu befreien, war das immer ein Highlight für die Kinder.

Im Sommer während der Pandemie durften wir Quebec nicht verlassen, aber konnten dafür den Nationalpark „Gaspesie“ im Südosten der Provinz erkunden. Langweilig wurde es nie, konnten wir doch direkt vor der Haustür segeln, mit dem eigenen Motorboot starten, Angeln gehen oder die Stinktiere und Waschbären in unserem Garten beobachten. Im Herbst beeindruckten uns die wunderschönen Farben des „Indian Summer“.

Im Juli dieses Jahr hieß es dann für uns mit einem weinenden Auge wieder Abschied zu nehmen von unserer neuen Heimat und vielen sehr lieb gewonnen Freunden. Zurück ging es für uns nochmals mit einer vierwöchigen Reise mit dem Wohnmobil über Vancouver und die Rocky Mountains, was uns nochmals gezeigt hat, wie beeindruckend die Region ist.

Für uns alle waren diese drei Jahre eine Erfahrung, die wir trotz Covid nie bereut haben und auch nie vergessen werden! Unsere Kinder sprechen nun fließend Englisch, etwas Französisch und wir haben Freundschaften geschlossen, die ein Leben lang halten werden. Damit unsere „Brücke“ nach Kanada auch sicher nicht abreißt, haben wir etwas Besonderes aus Kanada mitgebracht: unseren kleinen Kanadier Jamie, der in Kanada auf die Welt kam und dem wir sicher immer wieder seinen Geburtsort zeigen werden!

Wir grüßen auf diesem Weg ganz herzlich alle unsere Freunde in Baie d´Urfe, die AVH, alle Freunde und Familie hier in Heidenheim, die uns wieder ganz herzlich aufgenommen haben und wünschen allen ein schönes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr 2023!
  

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